Das Wort

Das Wort stimmt idealerweise mit der Wirklichkeit überein, dann ist es wahr.

Der Sinn des Wortes ergibt sich aus dessen Bedeutung(en). Die Deutung schwankt je nach Deuter und Zusammenhang. Der Dichter weiss das und verdichtet nicht nur, sondern auch an, be, zu, her, weg und ab. Der gute Dichter dichtet vielschichtige Geschichten zum Gedicht und der gute Lügendichter oder Propagandist dichtet die möglichst einschichtige Geschichte mit und in den meisten Facetten bzw. Bruchstücken. Während der gute Dichter danach strebt Wahrheit durch das Wort wirken zu lassen, wirkt der Propagandist bewusst oder per Tabu die Lüge ins Wortgewebe. Wahrheit hat keinen Anstand und kennt als Tabu nur die Lüge.

Wahre Worte sind nicht schön, schöne Worte sind nicht wahr

Laotzu

Propaganda dient dem Schein, der Täuschung, der Verbreitung der angesagten Wahrheit. Der Sieger beginnt seine Geschichte bereits vor dem Sieg zu schreiben und vollendet die Geschichtsschreibung falls erfolgreich später passend.

Das wird, davon bin ich überzeugt, 10, 15 oder 20 Jahre nach dem Kriege das Ergebnis der Kriegsgeschichtsforschung sein.

Heinrich Himmler

Das Wort an sich kann niemals „wahr“ sein, der Sinn stets nur annähernd erreicht werden. Wahrheit an sich ist unaussprechlich, kann aber durch Worte angesagt werden und wird dann manchmal auch zur selbsterfüllenden Voraussage, einfach weil genügend Leute der Ansage glaubten und danach handelten. Das Wort würde ich in der „Hierarchie der Wahrheit“ folgendermassen verorten: Natur/Wahrheit -> Naturgesetze/Gesetze die der Natur entsprechen -> Wort. Die Sprache als das Betriebssystem des Geistes soll idealerweise die Wirklichkeit handhabbar machen und muss demnach hinreichend wahr sein. Worte können aber auch verkehrt werden.

Ich weiss, dass wir den Krieg gewinnen werden. Das ist ein Naturgesetz.

Heinrich Himmler

Warum zitiere ich hier so oft Heinrich Himmler? Weil dessen Sprache so klar und direkt ist und den Aufprall von Anspruch und Wirklichkeit klang- und klaglos vereinbart. Es ist leicht möglich z.B. die deutsche Rasse als die allen anderen überlegene anzusagen und dann so fanatisch daran zu glauben, dass man das für ein Naturgesetz hält. „Wissenschaftliche“ Belege findet man für alles mögliche, wenn man nur die Fragen der Forschung tabugemäss richtet und die Forschung entsprechend betreibt. Irgendwelche liebsamen Wechselbezüge finden sich immer, oder können stets nach Belieben und auf Verlangen hergestellt werden. Ganze Stände leben davon. Die Natur kümmert sich nicht darum, sie kümmert sich nicht darum ob eine Ideologie oder ein Dogma behaupten, alle sichtbaren und unsichtbaren Naturgesetze in sich vereint zu haben und deshalg unfehlbar seien. Das Wort als hohle Hülse, Schall und Rauch, nimmt Sinn und Widersinn gleichgültig in sich auf und vermittelt diese ebenso gleichgültig. Der Herr kann seine Nachricht nach Belieben ansagen lassen; am Esstisch, in der Schule, von der Kanzel, im Radio, vom Podium, in den Fernsehachrichten, auf Youtube, auf der Strasse, wo einer spricht oder schreibt. Ob diese der Wirklichkeit genügend nah war, erfährt man meist erst weit später, oder gar nicht. Lügen können erstaunlich lange Beine haben.

Das Wort ist ein eigentümliches und vertracktes Ding, es schaltet ein Gefühl, welches je nach Sender oder Adressat nicht dasselbe, oder ein ähnliches sein muss. Viele Worte sind mehrdeutig.

Wie ist ihr Stuhl?

Schreiner oder Arzt?

Das Wort ist leider nie neutral. Es bezieht seinen Sinn aus dem Zusammenhang. Wenn man den Zusammenhang nicht kennt, wird das Wort undurchsichtig, seine Bedeutung ist nicht klar. Zielgruppenorientierte Werbung ist deshalb lukrativ und deshalb ist es schwer bis unmöglich ein Volk, oder gar alle Völker der Welt gleichzuschalten. Es war schon eine Meisterleistung die Religion eines Wüstenvolks einem Volk der Wälder und Felder aufzuzwingen, und diese Religion hat sich nachlappend wandeln müssen. Dazu musste man das Wort dem Kittel des Zeitgeists anpassen: der Pfaffe wurde vom Philosophen abgewechselt, der Philosoph vom Wissenschaftler, der Wissenschaftler vom Popstar und Tagesschausprecher. Überlappen tun sich bis anhin alle, die Mehrheit der möglichen Zielgruppen ist überlappend abgedeckt. Der alte Spruch dass jeden Tag ein Dummer geboren würde und man ihn nur finden müsse wird von erfolgreicher Propaganda verlacht, die erfolgreiche Propaganda züchtet sich ihre Dummen in Hundertmillionenstärke selbst heran. Das Wort ist bei Gott und das Wort der Propaganda in Gottes Ohr. Beispiele: „Nazi“, Trump“, „CO2“; da sind jeweils ganze Ideologiegebäude, Handlungsanweisungen und Denkverbote in nur einem Wort gespeichert.

Ob ein Wort etwas abbildet was nicht wahr ist, ist auf der sprachlichen Schicht eine der gleichgültigen Umdefinition des Begriffs. Die „Pandemie“ z.B. war nach der Definition der WHO durch das Massensterben von Menschen durch eine Infektionskrankheit bestimmt. Die Änderung der Definition nach 2009 bestimmte die Pandemie als massenhafte Infektion von Menschen durch eine hochinfektiöse Krankheit. Die Bedeutung wurde geändert bei gleichbleibendem Bedeutungsgehalt im Geist der Mehrheit. Um die alljährliche Schnupfenpandemie hatte sich doch bisher keiner gross gekümmert, die dauert bekantlich individuell mit Arzt sieben Tage und ohne Arzt eine Woche. Doch plötzlich und nur aufgrund der Bedeutungsänderung des Wortes ist jegliche hochinfektiöse Krankheit zur Pandemie verkommen, das gespeicherte Wort löst Todesangst aus, nicht die Wirklichkeit an sich. Umkehrschluss: „Gesund“ ist Tabu, um Krankheit festzustellen braucht es einen hochoffiziellen Test und nicht die persönliche Wahrnehmung. So funktioniert Propaganda.

Wem nützt es?

Marcus Tullius Cicero

Den Herren Wortverdrehern nützt die Begriffshohheit, die Nachrichtenhohheit, die Medienhoheit.

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