Das Wort des Herrn

Der Mensch kommt nackt und hilflos auf die Welt. Je nach Umgebung lernt er dann mehr oder weniger sinnvolles von seinen nächsten Bezugspersonen, traditionellerweise den Eltern. Dass er das tut ist eine Überlebensfrage, denn nur der angepasste Organismus hat die Chance dazu. Zur Aufnahme und Wahrung nützlicher Information ist der Mensch so wie die meisten Tiere mit zeitlichen Prägefenstern (z.B. die Sprachlernphase) ausgestattet. Information, welche in diesen Fenstern eingeprägt wird, verhärtet schnell und wird behalten, bzw. als Gewissheit geglaubt.

Zudem besteht die Menschheit i.d.R. aus Individuen mit Herdenmentalität, denn in der Menge liegt der eine Pol der wahren Macht. Der andere Pol der wahren Macht liegt in der Person welcher die Menge anführt. Das Kind lernt die Sprache der Eltern und folgt ihnen. Später lernt das Kind, dass die Eltern nicht die Anführer der Welt sind, sondern dass es derer viele gibt, z.B. den Pfarrer, den Schullehrer,den Fahrprüfer, den Vorgesetzten, die Steuer, den Kaiser, usw.
Der Mensch ist an sich ein Dominanztier und muss sich auf irgendeiner Stelle der Hierarchiepyramide als Baustein einfügen. Daran ist an sich nichts schlechtes, denn ein Bauwerk steht oder fällt durch die Güte seiner Fügung und der Stabilität seiner Einzelelemente. Die Aufgabenteilung der unterschiedlichen tragenden Elemente ist in menschlichen Gesellschaften wesentlich. Seit dem frühen Mittelalter ist diese im Prinzip gleichgeblieben:

Die kommunistische Gesellschaftspyramide errichtet sich analog

Warum steht das Geld an sich ganz oben? Weil: ohne Moos nix los. Ob man an die Spitze Pharaos oder andere Monarchen, Revolutionsführer, irgendwelche Bonzen, demokratisch gewählte Staatsoberhäupter oder Konzernchefs setzt ist dabei völlig unerheblich. Die Stufen der Hierarchie bleiben sich stets gleich, sobald das Geld an der Spitze der Pyramide steht. Wahre Gewaltenteilung wäre nur möglich, wenn das Geld tatsächlich gleich verteilt würde, was niemals der Fall war und niemals der Fall sein wird. Eine annähernd gerechte Gesellschaft kann deshalb nicht von oben dekretiert werden, je mehr Gesetze zur „Gleichberechtigung“ es gibt, desto ungerechter wird eine Gesellschaft tatsächlich, da stets nur Teilgruppen der Gesellschaft die Nutzniesser sind, zuungunsten des Rests.

In der Natur gilt ebenfalls das Recht des Mächtigeren, wobei das Starke endlich vom Schwachen überwunden wird. Elefanten haben deswegen ihre panische Angst vor Mäusen, weil eine einzige Maus die in den Rüssel eines Elefanten kriecht, diesen ersticken lassen kann. Goliath wurde vom Hänfling David besiegt. Der Held Siegfried vom Speer des durch den Nibelungenfluch erst begünstigten und dann gleich erst verfluchten Verräters Hagen; und das unsinkbare Technikwunder Titanic von einem Klotz gerfrorenen Wassers. Wo der Elefant um seine winzige Erznemesis weiss und diese flieht wo er kann, verlacht der Mensch der an seine Unbesiegbarkeit glaubt diese. „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ ist das Motto jeglicher Ideologie.

Kein Mensch kann alles überblicken, alles wissen, alles verstehen. Die Arbeitsverteilung nach körperlichem und geistigem Vermögen ist so alt wie die Menschheit selbst. Wer krank ist geht zum Schamanen, Medizinmann, zur Kräuterhexe, oder dem Herrn Prof. Chefarzt. Die Stammes- oder Landesverteidigung liegt beim Häuptling, dem Herzog, oder dem Generalstab. Usw.

Man glaubt diesen Autoritäten und Kapazitäten, weil sie vom Fach sind. Die Nachrichten und Botschaften werden geglaubt, weil man dem Medium glaubt. Das oberste Medium ist das Bild und dann das Wort.

„Glaubhaft versichert“ haben ihre Botschaften z.B. der Hauptmann von Köpenick durch das Medium seiner Uniform, den Überfall auf den Sender Gleiwitz das Reichspropagandaministerium durch falsche Uniformen, den Zwischenfall von Tonking die USA durch falsche Flagge, oder Konrad Kujau durch seine perfekte Imitation der Handschrift Hitlers.

Je mehr ich weiß, desto mehr erkenne ich, dass ich nichts weiß.

Albert Einstein

Man kann also erstens nicht alles wissen und je mehr man weiss, desto weniger weiss man. (K)EIN schönes Paradox. Man kann auch nicht alles glauben, denn es gibt derer so viele die das Gegenteil sagen. Den anderen Ausweg, so viel wie möglich zu wissen und gleichzeitig in Frage zu stellen, kostet viel Energie und behindert das Fällen von Entscheidungen. Am besten man richtet sich nach Erfahrungswerten, allerdings haben drei Personen in derselben Situation vier unterschiedliche Erfahrungen. Um diese Art der kognitiven Dissonanz zu unterdrücken, hat das Tabu durchaus seine Berechtigung. Durch das Tabu wird Zivilisation erst möglich. Autorität und Tabu sind eineiige Zwillinge. Das Tabu wird durch die Macht der zuständigen Autorität durchgesetzt, die Autorität anzuzweifeln wird dann folglich selbst zum Tabu. Das funktioniert alles wunderbar, solange die Wirklichkeit wie erwünscht antwortet. In der Regel tut sie das nur, solange kaum Betrüger, Hochstapler, Unfähige oder Verbrecher vom Tabu beschützt werden welche sie sich gekapert haben, und sich die Menge an das Tabu hält. Die Menge wird dies solange tun, oder auch oft darüber hinaus, solange die Menge satt, trocken und warm ist. Die Menge hat nach Le Bon den Verstand eines Kleinkinds. Erhebt sich die Menge gegen das Tabu, dann widersteht ihrem Zornausbruch keine Uniform, kein Kittel, kein Titel und keine Organisation. Die Menge kann sich allerdings nur über kurz selbst organisieren, niemals auf Dauer. Und da die Konzentration von Geld zu Machtgewinn führt, haben die intelligenteren Oberschichten sich angepasst und den sich ergebenden Revolutionszyklus gekapert.

Die Möhre vor des Esels Maul ist stets der „Aufstieg zur höheren Stufe“. Die massgebenden zugrundeliegenden Zyklen gehen id.R. über mehrere Generationen, es reicht also die Prägephasen des Menschen zu bestimmen und zu beschlagen, die Vergesslichkeit, das Un/Wissen, die geistige Faulheit und vor allem der Herdentrieb belassen vorzugsweise alles beim Alten. Gefährlich wäre die Untersuchung der längeren Zyklen, der Geschichte, von allem was sich seit Zeitaltern wiederholt. Deshalb gibt es Zensur und Geschichtsfälschung.

Die Leute auf den unteren Stufen der Gesellschaftpyramide streben nach den höheren Stufen. Die Leute in den höheren Stufen führen und belehren die Leute auf den unteren Stufen. Der Machtüberhang der oberen Stufen ist der wesentliche Grund dass die Mitglieder der unteren Stufen deren Belehrungen glauben und selbstständig beibehalten. Wer in der Gesellschaft etwas werden will, höhere Stufen erreichen will, der redet und denkt wie es sich dort geziemt. Was füher Priester an Propaganda lieferten, wird heute von Journalisten geliefert. Was früher Barden und Schaukünstler lieferten, liefern heute Film- und Musikstars und das Fernsehen. Die militärische und die Politikerkaste sind sich weitgehend gleich geblieben. Die unteren Schichten indoktrinieren sich willig selbst, solang sie Aufstieg oder geliehene Achtung, die des Kittels, der Robe, der Uniform, der Markenkleidung etc. in Aussicht haben.

Deshalb ist es den Gestalten an der Spitze der Machtpyramide so dienlich, die Kinder den Eltern so früh wie möglich wegzunehmen und denen Bilder, Parolen, Worte einzuprägen die unter Androhung des Ausschlusses aus der Herde nicht bezweifelt werden dürfen können. Die Sprache an sich so zu verdrehen, dass kein klarer Gedanke mehr formuliert werden kann. Fremdautoritäten so früh wie möglich bestimmen zu lassen was Sache sein soll. Das eigenständige Denken als unanständig zu verwerfen ist in den meisten Fällen staatstragend. Anstand und Moral kommen ohne einander nicht aus. Um den Kern diesen Anstands, diesen Taktes der Gleichschaltung zu treffen, zitiere ich zuerst Heinrich Himmler und um danach zu zeigen wohin die tabubehaftete Sprache führt Konfuzius:

Es war eine, Gottseidank in uns wohnende Selbstverständlichkeit des Taktes, dass wir uns untereinander nie darüber unterhalten haben, nie darüber sprachen. […] Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes.

Heinrich Himmler, 4.10.1943

Sobald man Worte nicht mehr sagen darf, Themenbereiche nicht mehr bezweifeln oder diskutieren darf, ist der Anstand am Werk. Youtube z.B. hat keinerlei wissenschaftliche Basis, obwohl sich stets darauf berufen wird, zur Zensur von Worten und Themen, ausser die des Anstandes, der politischen Korrektheit, der Linie, auch gern der Ehre. Es gilt das Wort des strafenden Herrn. Die weit meisten Emporkömmlinge aller Länder sind daher grundanständig, jedenfalls ihrem Zeitgeist gemäss entsprechend, solange er währt. 1000 Jahre können problemlos so lang wie 12 sein.

If language is not correct, then what is said is not what is meant; if what is said is not what is meant, then what must be done remains undone; if this remains undone, morals and art will deteriorate; if justice goes astray, the people will stand about in helpless confusion. Hence there must be no arbitrariness in what is said. This matters above everything.

Konfuzius

Einmal auf diese Weise verkommen, nehmen die Auswirkungen der verlogenen Wirklichkeit zwangsläufig ihren Lauf. Die Verkommenheit eines Staates kann man direkt an seiner Sprache ablesen. Je mehr Widersprüche sich ergeben, desto brüchiger wird das Tabu, nicht wegen der Verdrehung der Sprache, sondern den schädlichen Folgen die sich daraus zeitigen. Die Herde achtet und verteidigt das Tabu nur solange, bis sie sich selber in Gefahr sieht. Die Verfolgung von bzw. die Jagd auf Minderheiten ist der Herde naturgemäss zu eigen. Dumm nur, wenn die Herde sich in der Mehrheit wähnt und das Tabu welches besagt dass Fremdes Gleich sei dazu führt dass die Herde irgendwann nicht mehr die Mehrheit stellt. Dumm nur, wenn das nicht-zu-bezweifelnde dazu führt, dass die Schädigung der Mehrzahl der Herde folgt. Oder:

Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.

Abraham Lincoln

Völker sind aber nicht homogen, ansonsten wäre die Menschheit längst ausgestorben. Über den Daumen gepeilt stehen den etwa 20% Vollopportunisten etwa ebenso viele Aufrichtige gegenüber. Die etwa 60% in der Mitte sind Mitläufer. Die Mitläufer bestimmen also paradoxerweise wo es lang geht und sie richten sich stets nach dem Wort des Herrn. Wer jeweils die Oberhand hat, das bestimmen die Umstände, vor allem die materiellen.

Moral und Anstand nähren sich von der Wahrung des schrecklichen Tabus, und deswegen sind Moralapostel vom Schrecken begeistert. Der Terror ist das erste Mittel der Wahl der Anständigen und Moralisten, um ihn nicht selbst wahrnehmen und erleiden zu müssen zu müssen wird er gegen alle unanständigen ausgeteilt. Nochmals Heinrich Himmler:

Die beste politische Waffe ist die Waffe des Terrors. Grausamkeit verlangt Respekt. Die Menschen mögen uns hassen, aber wir verlangen nicht ihre Liebe, sondern ihre Furcht.

Heinrich Himmler

Schwenkt die Mode, schwenkt der Anstand und ist es dieselbe Mode in altem Gewand, dann werden die alten Anstands- und Moralparolen zum Tabu. Es ist nur folgerichtig dass es Politiker der Grünen sind, die den ersten Angriffskrieg mit deutscher Beteiligung nach 1939 in Jugolawien begannen und die in 2022 den Schusswaffengebrauch gegen friedliche Demonstranten fordern. Der „Ewiggestrige“ kommt nie aus der Mode, auch wenn er stets endlich an der Wirklichkeit scheitert.

Schluss

Fürchte die Obrigkeit, denn sie könnte lügen. Gute Propaganda ist stets zum grösseren Teil wahr. Sie funktioniert am besten in ihren frühen Stadien und mit ausreichendem Wirklichkeitsbezug. Solang die Masse satt, warm und trocken ist wird jedem Kittel geglaubt. Verlottert die Sprache, werden die oberen Stufen der Pyramide zu schwer, als dass die Sockelstufen sie noch tragen könnten; verbraucht die Spitze mehr als das Fundament liefern kann, steht der Zusammenbruch bevor und dann der Beginn eines neuen Kreislaufs.

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