Bräuche zum Beginn des Chinesischen Jahres

In China werden zwei Kalendersysteme parallel benutzt: der Sonnenkalender und der Mondkalender. Der Mondkalender richtet sich nach den vollständig durchlaufenen Mondzyklen, dies sind entweder 12 oder 13 pro Jahr. Das chinesische Neujahr beginnt jedes Jahr irgendwann um den 4. Februar, je nachdem wie die Mondphasen fallen. Der diesjährige Wechsel vom Alten ins Neue Jahr findet am 5. Februar statt. Im Westen sind die letzten Reste der Zählung des Jahres nach dem Monde anlässlich des sog. christlichen Hochfestes Ostern zu finden. Natürlich ist dieses Fest heidnischen Ursprungs.

Neujahr: das wichtigste Kalenderfest der Chinesen

Traditionell waren die ersten zehn Tage des chinesischen Neujahrs offizielle Feiertage, die vollunfänglich zum Zweck der Familienzusammenführung und -bindung standen, davon sind in modernen Zeiten drei offizielle Festtage übrig geblieben. Die Vorbereitungen für das Neue jahr beginnen jeweils zwei Wochen vorher. Da im Westen der gesamte kulturelle Kontext fehlt, beschränke ich mich für diesen Artikel auf die Beschreibung derjenigen Dinge und Aktivitäten, für die Sie keine Drachentanzgruppen oder taoistische Tempel brauchen.

Wie kommt gutes Qi zu Neujahr ins Haus?

Zwei Wochen vor dem Neuen Jahr wird damit begonnen die Wohnung und das Haus gründlich zu reinigen: der Frühjahrsputz findet bei den Chinesen für uns im tiefen Winter statt. Sobald das Neujahrsfest kommt sind alle Böden gefegt und geputzt (stets ist die Putzrichtung von der haupteingangstür weg zum Inneren der Wohnung gerichtet!), die Wohnung staubfrei und die Vorhänge und Gardinen gewaschen. Dies ist auch die Zeit um das Feng Shui des Hauses auf den passenden Stand für das Neue Jahr zu bringen.

  • Am 24. Tag des letzten Mondmonats (dieses Jahr am 29. Januar) macht sich der Küchengott Zhao Shen höchstselbt auf, um dem Himmlischen Kaiser Bericht über die Familiensituation zu geben. Zhao Shen hat nämlich jeden Tag des jahres das Betragen aller Familienmitglieder notiert. Damit er nichts schlechtes erzählen kann, werden für ihn jede Menge süsses Gebäck und Süssigkeiten geopfert. Entweder soll er den Mund so voll haben dass er nichts mehr sagen kann, oder simpel bestochen werden. Der Küchengott bleibt für 10 Tage im Himmel und kommt am vierten Tag des Neuen Jahres zurück. Dies ist der Willkommenstag des Küchengottes, dieser fällt dieses Jahr auf den 8. Februar. Wir im Westen haben diese Tradition nicht, ob sich der Küchengott auch bei uns auf die Reise macht weiss ich nicht zu sagen.
  • Am 28. Tag des letzten Mondmonats (2. Februar 2019) werden alle Kleider gewaschen, mit dem alten Dreck wird der Platz für das neue gute Qi frei. Man nimmt ein Bad um die Abwehrkräfte des Körpers für das Neue Jahr zu stärken.
  • Am 29. Tag des letzten Mondmonats (3. Februar 2019) besucht man die Gräber der Ahnen um diese zu ehren.
  • Vor dem Neujahrtag wird alles mögliche was irgendwie alt oder abgenutzt ist neu gekauft. Am Vorabend des Neujahrstages treffen sich alle Familienmitglieder zuhause bei den Eltern. Die Talismane für das kommende Jahr werden aufgehängt. Jeder hat entweder neue oder seine beste Kleidung an. Es gibt das beste Essen, viel Fisch und Mandarinen. Da die ersten 14 tage eine „Blaupause“ für den Rest des Neuen Jahres abgeben sollen, darf man sich zu diesen Terminen nicht streiten und keine bösen Worte wechseln. Alle Familienmitglieder bleiben bis Mitternacht auf. Insbesondere die Kinder, auch die ganz kleinen, da es heisst dass dies die Lebensspanne der Eltern verlängert. Um Mitternacht oder früh am nächsten Morgen werden Cracker und Feuerwerk abgebrannt, um das „Biest“ des Neuen Jahres einzuschüchtern. Wer mag, kann sich das chinesische Symbol Fu (Bedeutung: „Glück“) am Neujahrsabend umgekehrt an die Tür heften.Das Wort für „umgekehrt“ hat im Chinesischen denselben Gleichlaut wie „ankommen“, man verwendet solche Gleichlaute des Öfteren im Feng Shui. Die Gesamtbedeutung würde also „Das Glück kommt an dieser Tür an“ lauten.

„Fu“ Schriftzeichen zum Ausdrucken und danach umgekehrt Aufhängen

  • Am Neujahrstag selbst ist jegliches Putzen, Kehren oder Reinigen streng verboten. Der Nachwuchs erhält ein wenig Geld verpackt in roten Briefumschlägen. Die Familie ist beisammen.
  • „verboten“ sind am Neujahrstag: das Tragen alter oder defekter Kleidung, am nachmittag ein Schläfchen halten, irgendjemanden morgens aufwecken, leere Lebensmittelbehälter, Hafer oder Müsli zum Frühstück, sich die Haare schneiden lassen (gilt 15 Tage ab dem Neujahrstag) Scheren benutzen, Nähen, dass die Ehefrau die eigenen Eltern besucht (die gehört jetzt zur Familie des Mannes), Ver- und Ausleihen von Geld, Weinen oder Schimpfen oder Streiten, Kleider waschen oder putzen, irgendetwas kaputt machen oder zerstören, ins Krankenhaus gehen oder Medizin nehmen.
  • Weitere beliebte Dekorationen sind Scherenschnitte mit glückbringenden Symbolen fürs Fenster, chinesische Knoten, Kalligraphien mit Neujahrswünschen, Bilder der Türgötter usw.
  • Die vorgezogene Farbe für glückliche Ereignisse und Freude in China ist rot.
  • Das Versenden und Beantworten von Neujahrsgrüssen ist Pflicht.
  • Am dritten Tag des Neuen chinesischen Jahres (7. Februar 2019) sollte man nicht vor die Tür gehen, da an diesem Tag der Gott des Zornes (Chigou, roter Hund) unterwegs ist. Wer an diesem Tag weit reist kann mit Streitereien rechnen. Ziegen und Schafe dürfen an diesem Tag nicht geschlachtet werden.
  • Am zweiten Tag (6. Februar 2019) wird dem Gott des Reichtums geopfert. Dazu wird ein opulentes Mahl gekocht, welches etwa um Mitternacht fertig ist und solange stehen gelassen bis es kalt ist, damit sich der gott des Reichtums daran den Bauch vollschlagen kann. Gegessen wird dann um 1:00 Uhr in der Nacht. Sicherlich nicht jedermanns Sache!
  • Am sechsten Tag wird der Gott der Armut verjagt. Dazu wirft man den über die letzten fünf Tage angefallenen Müll weg, den man bisher die ganze Zeit im Haus halten musste.
  • Am siebten Tage wurde der chinesischen Folkore gemäss der Mensch erschaffen. An diesem Tag soll man sieben Sorten Gemüse essen.
  • Am 15. Tag, also zum ersten Vollmond des Neuen Jahres (19.2.2019), ist das chinesische Laternenfest, danach beginnt die Normalität des Alltags wieder.

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