Mentalitätsunterschiede zwischen West und Ost

Als im westlichen Wertesystem konditionierte Personen gehen wir wie selbstverständlich davon aus, daß unsere Weltsicht die „Richtige“ ist, Mentalitätsunterschiede erwarten wir eher nicht.
Dazu gehört, daß Bildung gratis zu haben sei und wenn sie denn etwas kosten muss, das einmal ausgestellte Zertifikat als Beweis dafür genügt alles Wesentliche gelernt zu haben.

Morgens/Montag das Geld abgeliefert, abends/Freitag das Zertifikat abgeholt. Geprüft wird eher selten, durchgefallen wird noch weniger –der Kunde soll sein Erfolgserlebnis haben und gern wiederkommen wollen zum nächsten Modul.
Lehrt der westliche Schüler dann selbst, lebt er in der guten Gewissheit mit seinen Formeln alles Relevante weiter zu geben.

Der östliche Lehrer verkauft seine Formeln dementsprechend gern, er befriedigt ja lediglich die im Westen bestehende Nachfrage nach östlicher Weisheit – manchmal nur danach sich selbst oder anderen beurkundet vor Augen zu halten was man gelernt oder bezahlt hat. Mentalitätsunterschiede.

Ich möchte den Gedanken noch anders formulieren: bei einem westlichen Zahnarzt, Uhrmacher oder Schreiner macht solch ein Zertifikat Sinn, weil nach festgelegten und standardisierten Prüfungsverfahren ein Leistungsnachweis erfolgt.

Die asiatischen Meister die solche Zertifikate herausgeben besitzen selber keine  weil das in der dortigen Kultur nicht vorkommt. Die Prüfung des Schülers findet dort auf anderer Ebene statt. Dort ehrt die Person den Titel, nicht andersrum. Der Titel kommt erst mit dem Ansehen, dem guten Ruf, dem erfolgreichen Wirken. Es kann sich dort wie hier jeder selbst zum Feng Shui Meister, Grossmeister (gern ab dem sechzigsten Geburtstag) oder besten Erz-Gross-Obermoppel aller Zeiten ernennen. Es kann auch jeder seine eigene Feng Shui Richtung erfinden: es gibt keine Gilde. Mentalitätsunterschiede.

Will man im Osten nur die Formeln, kann man entsprechende Bücher für den Gegenwert von ca. USD 20.- finden (entsprechende Kurse werden in unserer Gegend immer noch für mehrere tausend Euro angeboten).
Der Meister zeigt jedoch in der Regel nicht offen, wie diese Formeln (falls sie denn überhaupt wirken) angewendet werden. Der westliche Schüler fragt, da er bezahlt hat (oder sich nicht traut), selten nach – falls ihm überhaupt auffällt daß der Meister die wahren Schlüssel nicht offen preisgibt.

Man muss sich das „gewusst wie“ beim Meister abkucken. Wie viele können das bei uns abseits der Seminarräume? Und erst noch bei den beliebten Fernkursen?

Für dann sehr viel mehr Geld (ab ca. 30.000 Euro) kann man sich auch in den „inneren Kreis“ des jeweiligen Lehrers einkaufen. Dieses Geld wird von diesen in vielen Fällen an wohltätige Institutionen gespendet.

Das heisst aber noch lange nicht daß er Dir alle Geheimnisse gibt, nur die weniger wichtigen sind im Preis inbegriffen. Es hängt davon ab, wie er seinen Schüler einschätzt – oder besser wie und ob er ihn leiden kann.
Er geht nach Gutdünken vor, nicht nach festen Regeln oder bezahltem Betrag. Seit mehreren hundert Jahren ist das Tradition in Asien. Mentalitätsunterschiede.

In Asien wird stillschweigend vorausgesetzt, daß der Schüler mit dem richtigen Karma – beispielsweise durch den richtigen Lehrer, oder auch durch eigene Arbeit – herausfindet wie es geht, selbst wenn er keinen Lehrer findet – oder eben nicht. Die Formeln und die Theorie hat er ja bekommen.
Das ist der Grund für die unüberschaubare Zahl der unterschiedlichen Schulen und Stile im Feng Shui.

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